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Lost Ground Hardturm, Grasshopper Club Zürich

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Zürich, 29.5.2016

Das Hardturm-Stadion in Zürich war das traditionsreiche Stadion des Grasshopper Club Zürich. Es wurde 1929 mit einer Kapazität von 27.500 Plätzen eröffnet. Nach einem Tribünenband 1934 wurden Haupt- und Westtribüne neu errichtet. 1968 brannte die Haupttribüne erneut. Zum 100-Jahr-Jubiläum des Vereins 1986 wurden die Gegentribüne (Süd) und die Osttribüne errichtet. 1998 wurde die Westtribüne neu errichtet. Es war die letzte bauliche Veränderung. Zuletzt war das Stadion für 17.666 Zuschauerinnen und Zuschauer zugelassen. Das letzte Spiel fand am 1. September 2007 statt, die Grasshoppers verloren gegen Neuchâtel Xamax 1:2, wobei der GCZ-Spieler Raúl Bobadilla mit dem 1:2 in der 91. Spielminute das letzte Tor in der Geschichte des Stadions erzielte. Ein Jahr später, ab Dezember 2008, wurde das Stadion abgerissen.
Aufgrund von Anrainerbeschwerden hatte der für die EM 2008 geplante Neubau des Hardturm-Stadions nicht stattfinden können und die Züricher Europameisterschaftsspiele wurden im Letzigrund ausgetragen. Auch weitere Neubaupläne waren nicht erfolgreich. Zuletzt wurde ein Neubau 2013 in einer Volksabstimmung mit 50,8% knapp abgelehnt. Die Grasshoppers spielen seit dem Stadionabriss zum Ärger ihres Anhangs im Letzigrund. Am 5. September 2015 organisierte die GCZ-Fanszene auf dem Areal des ehemaligen Hardturm-Stadions ein Spiel auf einem eigens verlegten Kunstrasen, um an den Hardturm als Heimstätte zu erinnern und für ein neues Stadion zu werben. Auf eigens aufgebauten Tribünen erlebten 2.500 Zuschauerinnen und Zuschauer ein Legenden-Spiel zwischen ehemaligen Spielern der Grasshoppers und Neuchâtel Xamax an alter Stätte.
Der Grasshopper Club Zürich wurde 1886 gegründet. Der GCZ gewann 27 Schweizer Meistertitel (zuerst 1898, zuletzt 2003) und 19-mal den Schweizer Cup (zuerst 1926, zuletzt 2013).
Der Wiener Karl Rappan (als Spieler mit Rapid 1930 Meister sowie Mitropacup-Sieger wurde und als Rapid-Trainer 1969 Cupsieger) war von 1935 bis 1948 GCZ-Trainer und gewann hier fünf Meistertitel und sieben Cupsiege. Zwischen 1937 und 1963 war Rappan auch viermal Schweizer Teamchef, u.a. bei der WM 1954. Weiterer Wiener Trainer war 1955–1958 Wilhelm Hahnemann (sechsmal Meister als Spieler mit Admira und Wacker), er gewann 1956 mit GCZ das Double. Der Tiroler Kurt Jara spielte hier 1981–1985 (dreimal Meister, einmal Cupsieger) und war dann 1986–1988 Trainer (Cupsieg 1988).
Im Hardturm fanden bei der WM 1954 fünf Vorrundenspiele und das Spiel um Platz drei statt. In diesem Spiel um den dritten Platz gewann Österreich vor 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauern gegen den Weltmeister von 1950 Uruguay 3:1 und erreichte den größten Erfolg der österreichischen Länderspielgeschichte.
1957 fand im Hardturm-Stadion ein bitteres Europacupspiel Rapids statt. Nachdem Rapid in der ersten Runde des Meistercups gegen AC Milan in San Siro 1:4 untergegangen war, schaffte man im Rückspiel im Wiener Praterstadion ein sensationelles 5:2. Damit war nach damaligem Reglement ein Wiederholungsspiel auf neutralem Boden notwendig, dass hier ausgetragen wurde. Leider verlor Rapid 4:2. Bei einem Zusammenstoß zwischen Rapid-Goalie Gartner und Verteidiger Lenzinger hatte sich letzterer ein Bein gebrochen. Da Wechsel noch nicht erlaubt waren, musste Rapid zu zehnt spielen.
Heute sind als Reste der Tribünen noch alte Betonstufen einer Hintertor- und einer Längsseite erhalten. Zwei alte Stadionsitze wurden mit neuer Halterung frisch angebracht. Das Gelände ist großteils asphaltiert und wird für diverse Zwecke verwendet. Seit 2011 wird das Areal von einem Verein Stadionbrache Hardturm verwaltet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.




Historische Ansichten


Lugano - FC Zürich 0:1 (0:1)

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Schweiz, Schweizer Cup, Finale, 29.5.2016
Stadion Letzigrund, 21.500

Das Schweizer Cupfinale, in dem sich der erst vier Tage zuvor ermittelte Absteiger FC Zürich und der knapp gerettete Meisterschaftsvorletzte FC Lugano gegenüberstanden, war kein spielerisches Glanzlicht. Dramatik gab es aber genug. Seien es ein gehaltener Elfmeter von Lugano in der ersten Halbzeit oder jeweils ein Stangenschuss auf beiden Seiten binnen fünf Minuten in der zweiten Hälfte. Das Tor des Abends machte der FCZ. Bis zum Elfer hatte das vom italienischen Altmeister Zdeněk Zeman trainierte Lugano das Spiel bestimmt, nach diesem psychologischen Wendepunkt war der FC Zürich besser.
In der Zürcher Südkurve wurden vor Spielbeginn immer wieder Böller den Ordnern auf der Laufbahn vor die Füße und an die Ohren geworfen. Mit den während des Spiels krachenden Böllern waren das gut zwei Dutzend in Summe. Zu Matchbeginn gab es Feuerwerk und schwarzen Rauch. Support gab es angsichts des Abstiegs aber keinen. Gesungen wurde nur vereinzelt, selten, nicht vom Kern und unorganisiert. Die meiste Zeit über war die Südkurve still. Die an die Mannschaft gerichtete Botschaft des großen Spruchbands, welches das ganze Match hindurch über dem Südkurven-Fetzen hing, war deutlich: „Gewinnt das Finale, geht heim und schämt euch weiter!“ Zum Wiederbeginn nach der Pause wandte man sich dann auch noch an den ungeliebten Präsidenten. Zum Schluss gab es FCZ-Sprechchöre aus der Sitzplatz-Kurvenhälfte. Die unterschiedlichen Ansichten im Anhang wurden nach Schlusspfiff deutlich: Als ein paar wenige Fans in Sturmhauben den Zaun der Südkurve im Eck zur Längsseite überkletterten, machten dort einige dutzend Anhänger vom Typus mittelalter Familienvater rabiat klar, dass sie davon nichts hielten und stritten teils handgreiflich einige Minuten lang mit den Beteiligten. Zwei Spieler brachten den Pokal vor die Kurve und stellten ihn dort auf der Laufbahn ab. Als sich kein Protest erhob, liefen die bis dahin im Gatter vor der Haupttribüne wartenden übrigen FCZ-Spieler freudig in die Kurve, wo ihnen aber Ablehnung entgegenschlug. Sie wandten sich daraufhin zu den Fans auf den anderen Tribünen, die Mannschaft und Pokal bejubelten und beklatschten. Eine gespaltene Atmosphäre.
In der Kurve von Lugano wurde ein Potpourri schöner italienischer Gesänge zum besten gegeben. Für Lugano aus dem italienischsprachigen Tessin war der gefüllte Fansektor in einen Kurvenhälfte samt den Sitzplatz-Anhang in der halb vollen zweiten Kurvenhälfte daneben ein Massenauflauf (ca. 7.000 Leute). Als Intro war der Wunsch zu lesen, nach 1931, 1968 und 1993 den Cup ein weiteres nach Hause zu bringen. Es gab einen Doppelhalter mit italienisch-deutschem Sprachwitz („Uli Forte, Lugano besser“, Uli Forte ist der FCZ-Trainer) und einen Hinweis per Spruchband, dass sich Zürich jetzt in der Liga B befindet (die zweite Schweizer Liga hieß früher Nationalliga B).
Der FC Zürich wurde 1896 gegründet. Zwölfmal wurde der FCZ Schweizer Meister (erstmals 1902, zuletzt 2009) und nunmehr zum neunten Mal Cupsieger (erstmals 1966, vor 2016 zuletzt 2014). 1963/64 (Niederlage gegen Real Madrid) und 1976/77 (Niederlage gegen Liverpool) erreichte der FCZ das Semifinale im Europacup der Meister. Zum letzten Mal hatte der FC Zürich 1988/89 und 1989/90 zwei Jahre in der zweiten Liga verbracht.
Wiener Trainer des FC Zürich waren 1922–1924 Johann Studnicka (WAC), 1942/43 Franz Sobotka (Vienna), 1953–1955 Friedl Joksch (Admira und Austria), 1958/59 Karl Rappan, der zwischen 1937 und 1963 viermal Schweizer Teamchef war (u.a. WM 1954), als Spieler mit Rapid 1930 Meister sowie Mitropacup-Sieger wurde und als Rapid-Trainer 1969 Cupsieger war, sowie 1983 für ein Monat der weitere Ex-Rapidler Max Merkel. Weiters trainierten den FC Zürich 1986–1987 Hermann Stessl und 1991–1994 Kurt Jara. Im Europacup schied der FCZ 2006 leider gegen die Salzburger Dosen aus, 2008 stieg man nach Elfmeterschießen gegen Sturm Graz auf.
Das Stadion Letzigrund wurde 1925 als Stadion des FC Zürich eröffnet. Aus finanziellen Gründen musste der Verein das Stadion 1935 an die Stadt Zürich abtreten, die es seither besitzt. Das heutige Stadion ist ein 2006 und 2007 für die EM 2008 errichteter, kompletter Neubau an alter Stelle. Während des Umbaus des Letzigrund spielte der FC Zürich im Hardturm-Stadion des Stadtrivalen Grasshopper Club Zürich. Da der Hardturm anschließend abgerissen und nicht mehr neu gebaut wurde, spielen die Grasshoppers zu ihrem Leidweisen seither auch im Letzigrund. Das neue Stadion ist ebenso wie der Vorgänger ein Leichtathletikstadion. Auffällig sind die an nach hinten geneigten 31 kleinen Flutlichtmasten, die ringsum am Dach verteilt sind. Bei der EM passten hier 30.930 Zuschauerinnen und Zuschauer herein, für den Leichtathletikbetrieb hat das Stadion 25.773 Plätze und für den Fußball 26.104 (national) bzw. 24.061 (international). Zwar hatte bereits das erste Schweizer Cupfinale 1926 im alten Letzigrund-Stadion stattgefunden, das war allerdings auch das letzte gewesen. So war das Cupfinale 2016 eine Rückkehr nach neunzig Jahren.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Zürich besichtigt.

11 Freunde, 174

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Rezension


11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr. 174, Mai 2016
122 S.






Der Niederlande-Experte David Winner beleuchtet in einem Nachruf auf Johan Cruyff das unterschiedliche Gedenken an ihn in Amsterdam und Barcelona, wo er jeweils sowohl als Spieler als auch als Trainer prägende Spuren hinterließ. Bei Barcelona sehen sie Cruyff „nicht nur als einen der besten Spieler aller Zeiten − in einer Reihe mit Pelé und Maradona−, sondern auch, was noch viel wichtiger ist, als den Trainer, Lehrmeister und Guru, der ihre moderne Fußballphilosophie begründet hat. Ohne Cruyff wäre Barça wahrscheinlich ein mittelmäßiger Verein im Schatten Real Madrids geblieben. Und Spanien als Nation wäre vielleicht noch ganz dem La-Furia-Geist der Franco-Ära verhaftet, wonach der Fußball eine Arena für Schweiß, Tapferkeit und Kraft ist, also das genau gegenteil der von Cruyff inspirierten Mischung aus Stil, Intelligenz und Schönheit.“
Ganz anders war die Erinnerung in Amsterdam, wie Winner ausführt: „Bei den Holländern konzentrierte sich die nostalgische Komponente nach Cruyffs Tod hingegen ganz auf den aktiven Fußballer und das damit einhergehende kulturelle Phänomen von vor vierzig Jahren. Erstaunlich wenige Worte wurden über seine späteren Leistungen als Trainer oder maßgeblichen Begründer der holländischen Schule verloren.“ Man kann es nicht hoch genug einschätzen: „Heutzutage sind Pressing und die taktische Flexibilität von Verteidigern und Angreifern völlig normal. In den siebziger Jahren war das revolutionär.“ Doch das Revolutionäre an Cruyff beschränkte sich in den 1970ern nicht nur auf das Fußballfeld: „Als jemand, der sich nie den alten Autoritäten unterwarf, prägte er die holländische Fußballkultur und veränderte das Selbstbild der Nation.“

Die Titelgeschichte singt ein Loblied auf den Amateurfußball, wo alles besser und schöner als in den Plastikstadien der großen Fußballwelt ist − über selbstaufgebaute Vereine, Fanklubs, Erlebnisse etc. Weiters gibt es im Heft etwas über die Bayern-Amateure und ihren sportlich unüberbrückbaren Abstand zur Profimannschaft sowie ein interessantes Portrait des rumänischen Goalies Helmuth Duckadam, der mit vier gehaltenen Elfern im Elfmeterschießen entscheidend am Europacupsieg von Steaua Bukarest gegen Barcelona im Meistercup 1986 verantwortlich war und der wenig später aufgrund einer Erkrankung seine Karriere beenden musste.

Der Stadionposter zeigt ein altes Schwarz Weiß-Bild des Mailänder San Siro vor dem Umbau von 1990.

When Saturday Comes, 352

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Rezension


When Saturday Comes
The Half Decent Football Magazine
Issue 352, June 2016
46 S. + 15 S.







Ein weiteres Mal wird auf die nach langem Kampf erreichte gerichtliche Feststellung der Wahrheit über Unschuld der Liverpool-Fans und Verantwortung der Polizei für die 96 Toten von Hillsborough 1989 geblickt. Themen sind auch der Erfolg von Leicester City und der Misserfolg von Aston Villa. Ein Mann im Vereinsmaskottchen-Kostüm erzählt über seine Erfahrungen und Erlebnisse: “The worst thing, which no one warned me about, was just how hot it gets. I had to hurriedly invent a ventilation system by tilting the head back slightly to allow cold air in.”

Eine große Ehre wurde meiner Wenigkeit diesmal zuteil. In der Reihe Football Cities wirft When Saturday Comes regelmäßig einen Blick auf kleinere Vereine in für ihre großen Klubs bekannten Fußballstädten. Diesmal ist das schöne Wien dran. Ballesterer-Kollege Moritz Ablinger schreibt über Wiener Sportklub und Vienna, ich selbst portraitiere den FAC als derzeit sportlich drittstärkste („stärkste“) Kraft in Wien. Die Bebilderung der beiden Artikel stammt ebenfalls von mir.


Zu Saisonbeginn und zu Turnieren erscheint seit Jahr und Tag ein beigelegtes Sonderheft, in dem die teilnehmenden Mannschaften per Fragebogen an Fans vorgestellt werden. So auch zur anstehenden EM 2016. Manche Nationalmannschaften, ihr Umfeld und die Situation im jeweiligen Land werden aber hier in zusammenfassenden Artikeln anstatt per Fragebogen beschrieben. Den Fragebogen zur österreichischen Nationalmannschaft beantwortet Mario Sonnberger.

Der tödliche Pass, 80

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Rezension


Der tödliche Pass
Magazin zur näheren Betrachtung des Fußballspiels
Heft 80, April 2016
94 S.





Der verstorbene Johan Cruyff ziert in einer Zeichnung das Titelblatt. Mehr gibt es allerdings nicht über ihn im Heft. Dafür gibt es eine ausführliche, neunseitige (das ist Print, im Internetz heißt ja alles über zwei Absätze „Longread“) Philippika von Stefan Erhard, warum er sich immer weniger aus Profifußball macht: Manipulationen, Doping, Geldmachinerie, Geschäftemacherei („und die Zukunft wird noch mehr Maßlosigkeit bringen“), Affentheater, Scheinheiligkeiten, Aussackeln der Zuschauerinnen und Zuschauer, Spielerfrisuren und Social-Media-Verlorenheit und allgegenwärtige Vermarktung sind einige seiner Stichworte. Sein Lösungsvorschlag ist eine Auszeit. Mancher seiner Punkte ist nachvollziehbar, in Summe bleibt der Text aber doch in einer unbestimmten Ausweglosigkeit hängen.

Albrecht Sonntag lobt den rumänischen Verbandspräsidenten, der seit seiner Wahl 2014 den Fußball auf gesunde Beine stellen würde. Man bleibt skeptisch.

In seinem Tagebuch verliert Claus Melchior nicht, wie berüchtet, beiläufige Worte zum peinlich hohen Europacup-Ausscheiden Rapids gegen Valencia. Dafür notiert er unmotiviertes Auftreten des Austrianers Okotie bei 1860 − das geht.

Hochwolkersdorf/Bromberg - Aspang 1:1 (1:0)

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Niederösterreich, 1. Klasse Süd, 28. Runde, 3.6.2016
Sportplatz Hochwolkersdorf/Bromberg, 70

Tabellenschlusslicht Hochwolkersdorf konnte im Heimspiel gegen Aspang nicht gewinnen. Die Hochwolkersdorfer Führung kurz vor der Pause wurde bald nach Wiederbeginn von den Gästen ausgeglichen.
Der SC Hochwolkersdorf/Bromberg wurde 1962 als SC Hochwolkersdorf gegründet gegründet. 1976 erhielt der Verein den heutigen Doppelnamen beider Gemeinden. Die besten Jahre des Vereins waren vier Saisonen in der 1. Landesliga von 1992 bis 1996, an deren Ende man aber aus finanziellen Gründen freiwillig in die 1. Klasse zurückging.
Die Sportanlage im Gemeindegebiet Bromberg wurde 1965 eröffnet. Zwischen 1982 und 1986 wurde ein neues Spielfeld errichtet. Die Tribüne aus dem Jahr 1991 wurde durch ein neues Gebäude ersetzt, das noch im Bau ist. Im Herbst 2015 spielte man aufgrund der Bauarbeiten auswärts. Der Kabinentrakt im Untergeschoss ist fertig, daher wird hier seit dem Frühjahr wieder gespielt.
Vor dem Spiel wurde Hochwolkersdorf besichtigt.

Sturm Graz Frauen II - Feldkirchen/Magdalensberg 5:0 (3:0)

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Frauen 2. Liga Ost/Süd, 22. Runde, 4.6.2016
Trainingszentrum Messendorf, 40

Mit recht schönen Toren und verdient gewannen die zweiten Frauen von Sturm Graz gegen die Gäste aus Kärnten.
Im Jahr 2011 startete Sturm Graz im Frauenfußball. Heute gibt es zwei Kampfmannschaften, von denen die erste in der Frauen-Bundesliga spielt.
Das Trainingszentrum Messendorf des SK Sturm Graz im Grazer Stadtbezirk St. Peter wurde 1990 eröffnet. Zwischen 2008 und 2010 wurde es groß umgebaut und besitzt seither drei Rasenplätze und einen Kunstrasenplatz. Am Hauptfeld mit Tribüne spielen die Sturm-Amateure in der Regionalliga Mitte. Auf der Anlage haben auch der Verein und seine Geschäftsstelle ihren Sitz. Im Restaurant sind die Trophäen ausgestellt.
In Graz wurde an diesem Tag wieder ein wenig die Stadt besichtigt und eine Fußballausstellung besucht.

knockin' on heaven's TOR

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knockin' on heaven's TOR
Fußball und Religion

Diözesanmuseum Graz
Sonderausstellung 2016

26.5.-9.10.2016








Dem Fußball ist eine Sonderausstellung des Diözesanmuseums der römisch-katholischen Diözese Graz-Seckau gewidmet, nicht zufällig im Jahr einer Europameisterschaft. Themenstellung ist hier naheliegenderweise Fußball und Religion. Kulturelle Parallelen in Inhalt, Ablauf, Inszenierung und Faszinosum für den Anhang werden anschaulich dargestellt. Die in Graz selbst erarbeitete und augenscheinlich sehr gut recherchierte Ausstellung ist interessanter als diejenige, die anlässlich der EM 2008 im Wiener Diözesanmuseum zu sehen war. Leider fasst auch sie das Themenfeld Religion zu eng und blickt fast nur auf die eigene Konfession, die Bezeichnung „Fußball und katholische Religion“ wäre hier treffender gewesen. So sind manch Parallelen in pompöser Inszenierung von Katholizismus und Fußballkultur sehr anschaulich, in anderen christlichen Konfessionen geht es ja aber z.B. nüchterner zu und andere Religionen haben wiederum andere Rituale. Dieses Defizit bleibt aber als einziger Kritikpunkt. Positiv ist die starke Präsenz von Rapid und überaus überraschend ist, dass dieser Blog im Ausstellungstext zitiert wird.


Das Grazer Diözesanmuseum liegt gleich neben dem Grazer Dom.


Beginn der Ausstellung


Zu verschiedenen Begriffen werden Assoziationen, Gegenstände und Handlungen aus den beiden Bereichen Fußball und (katholische) Religion gegenübergestellt. Manchmal ist dies weniger überzeugend wie in der Parallelisierung des Mannschaftskapitäns im Fußball und des Heiligen Franz von Assissi als „kirchlichem Spielführer“, der seinem Anhang Orientierung im Leben gäbe. Aber öfters ist dies gut gelungen, wie bei Gegenüberstellung der Fußballtrainer und Priester in ähnlicher Aufgabenstellung.


Der Inhalt zum Nationenwettstreit der Europameisterschaft: Christliche Schutzpatrone und Nationalheilige der teilnehmenden Länder.


Eine Statue von Aloisius Luigi Scrosoppi, der in der katholischen Kirche als Schutzpatron der Fußballer auserkoren wurde. „Demnächst stehen weitere Luigi-Statuen in den Fußballstadien von Udine und Rapid Wien.“ ist im Text dazu zu lesen. Eine Aufstellung im neuen Rapidstadion fände ich persönlich nicht begrüßenswert, da eine konfessionelle Punzierung der Offenheit Rapids für alle widersprechen würde.


Bemerkenswerte Fußballstadien und bemerkenswerte Kirchenbauten. „Einst waren Kirchen die größten und kostbarsten Gebäude. Kaum ein anderer Raum bot so vielen Menschen Platz. Größer und teurer sind heute Fußballstadien. Kein anderes Gebäude fasst mehr Besuchende. Sie sind Wunderwerke der Technik und Glitzerwelt.“ beschreibt der Text die Parallele im Kapitel Feierorte.


Das erste Fußballstadion in Österreich, das eine eigene religiöse Kultstätte erhielt, war das Reichshofstadion der Austria Lustenau. 2007 wurde am Gelände des aus katholischer Tradition stammenden Vorarlberger Vereins eine in Containerbauweise gebaute Kapelle aufgestellt.


Das neue Weststadion Rapids in Wien-Hütteldorf soll einen Andachtsraum erhalten. Es wird hier im Text zwar die katholische Beratung dafür genannt, der Raum sollte aber nicht einer bestimmten Konfession, Richtung oder Religion zugeordnet werden. Denn in Hütteldorf sollte nur die Religion Rapid vorherrschen.


„Eine Person, zwei Mitgliedschaften.“ heißt es hier über Taufschein und Sturm-Graz-Vereinsmitgliedschaftskarte eines beiderseitigen Anhängers.


„Wie im Stadion konnte man früher auch in der Kirche einen eigenen Sitzplatz erwerben. Dazu musste der sogenannte Stuhlzins entrichtet werden. Der Platz war mit Nummer oder Namensschild gekennzeichnet.“ informiert der Text zum Namensschild aus dem 19.Jh. der Kirche in St. Veit im Vogau und einer Abo-Karte bei Sturm Graz im Liebenauer Stadion. Im genannten Sektor 12 herrscht allerdings seit der Verlegung des Sturm-Fansektors freie Platzwahl und es wird gestanden, nicht gesessen.


Musikalische Begleitung gehört zum katholischen Gottesdienst wie zur Fankultur. Hier zu sehen ist u.a. eine Trommel der Grazer Sturmflut.


Besonders amüsant ist die Parallelisierung der effektvollen Inszenierung mit Weihrauch hier und mit Bengalen dort.


Fußballdressen und Messgewänder katholischer Priester


Fußballgötter. Ein großes Thema für sich. Hier werden Córdoba 1978, die Verehrung Hans Krankls bei Rapid und ein Rapid-Werbesujet mit christlich-religiöser Anspielung aus dem Jahr 2002 thematisiert.


Als Beispiel quasireligiöser Verehrung Hans Krankls dient das Plakat zur Krankl-Ausstellung im Rapideum 2013, einer Paraphrase des Turiner Grabtuchs. Zu meiner großen Überraschung und Freude wird ein Zitat aus meinem damaligem Bericht über die Ausstellung in diesem Blog als Begleittext verwendet.


Eine wahrhaft kultische Verehrung wird Diego Maradona in Neapel zuteil. Hier eine kleine Nachbildung des Maradona-Altars in Neapel.


Einer der letzten römisch-katholischen Päpste war bei „unvereinbaren“ Fußballvereinen gleichzeitig Mitglied, bei Schalke 04 und Borussia Dortmund sowie beim FC Barcelona und bei Real Madrid. Das zeugt weniger von Fußballbegeisterung als die Mitgliedskarte des jetzigen Amtsinhabers, der Mitglied bei San Lorenzo in seiner Heimat Buenos Aires ist.


Reliquien werden verehrt. Als Beispiel dienen hier auch Mauerteile des abgerissenenHanappi-Stadions.


In einer Sammlung von Schals darf natürlich ein Rapid-Schal nicht fehlen, auf dem von der Religion Rapid die Rede ist.


Vereinschroniken und Pfarrchroniken


Zum ersten österreichischen Meistertitel von Sturm Graz 1998 hängte der Pfarrer einer Grazer Kirche eine 16 Meter lange Sturm-Fahne an den Kirchturm und läutete die Glocken. Die Fahne ist in der Ausstellung an der Decke zu sehen.


Rapid-Gewand auch für Kinder


Weihnachtslieder, von Fußballmannschaften gesungen

Kainbach-Hönigtal - GAK 1:6 (1:2)

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Steiermark, Unterliga Mitte, 25. Runde, 4.6.2016
Sportanlage Kainbach bei Graz, 900

Nach sommerlichem Platzregen im Vorfeld kam zu Spielbeginn doch noch die Sonne heraus und Kainbach erlebte sein Fußball-Volksfest gegen den bereits feststehenden Meister GAK. Die Gäste aus Graz gewannen das Spiel recht trocken und sicher, die Kainbacher konnten aber durchaus auch Akzente setzen.
Die Fanszene des roten Graz war vertreten, es gab aber keinen Support.
Der USV Kainbach-Hönigtal wurde 1973 gegründet.
Die Sportanlage Kainbach bei Graz wurde 2006 eröffnet. Sie wird seither von den beiden Kainbacher Fußballvereinen, dem USV Kainbach-Hönigtal und dem Jugendsportverein JSV Ries-Kainbach, der nur Jugendmannschaften führt, genutzt.
Zuvor wurde in Graz ein wenig die Stadt besichtigt und eine Fußballausstellung besucht.

Berg - Hainburg 4:2 (3:2)

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Niederösterreich, 1. Klasse Ost, 28. Runde, 5.6.2016
Sportplatz Berg, 100

In den ersten Minuten kam man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Die Tore fielen im Stakkato und nach zehn Minuten stand es bereits 3:1. Dieses Tempo und diese Torquote wurde leider im weiteren Verlauf des Spiels nicht beibehalten.
Während sich der Hauptteil der Sportplatzbesucherinnen und -besucher an den Tischen auf der Veranda des Klubhauses aufhielt und sich an Schnitzeln mit Erdäpfelsalat erfreute, war die alte Längsseitentribüne weniger gut frequentiert. Dafür ist sie mit ihrem alten Charme umso schöne. Sehr amüsant ist die grün-weiß und lila-weiß geteilte Sitzgruppe in der Kantine, wo offensichtlich Anhängerinnen und Anhänger von Rapid und Austria getrennt, aber doch zusammen sitzen können.
Die Sportfreunde Berg wurden 1921 als Arbeiterfußballspielvereinigung Berg im Grenzort Berg an der niederösterreichisch-burgenländisch-slowakischen Grenze gegründet. Der politisch punzierte Vereinsname wurde später auf Sportfreunde Berg geändert. Aus geographischen Gründen spielte Berg von 1936 bis 1938 gemeinsam mit Hainburg außer Konkurrenz in der 1. Klasse von Bratislava in der Tschechoslowakei. 2005 stieg Berg nach 23 Jahren in der Unterliga Süd/Südost, Oberliga Ost und Gebietsliga Süd/Südost wieder in die 1. Klasse ab.

Svätý Jur - Lozorno 3:3 (0:1)

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Slowakei, III. liga Bratislava, 29. kolo, 5.6.2016
Štadión Svätý Jur, 180

Svätý Jur stand bereits als Meister der III. liga Bratislava, welche die slowakische Hauptstadt und ihr Umland umfasst, fest. Im letzten Heimspiel stand die Pokalübergabe für den Meistertitel an, doch Lozorno wollte sich offensichtlich nicht als reine Staffage hergeben. Obwohl die Heimmannschaft mehr Spielanteile hatte, machten die Gäste schöne Kontertore und stellten zehn Minute vor Schluss schließlich auf 0:3. Erst jetzt begann die Aufholjagd von Svätý Jur, denen das Ergebnis anscheinend dann doch zu hoch war. Mit einem Elfmeter in Minute 90 erreichten sie auch tatsächlich noch den Ausgleich. Die Herren vom Bratislavaer Fußballverband BFZ übergaben den Pokal und danach wurde gefeiert.
Der ŠK Svätý Jur wurde 1921 gegründet. Nach drei Jahren in der Drittklassigkeit (seit der Ligenreform) winkt nun die zweite Liga.
Der Sportplatz wurde 1955/56 errichtet. Die Tribüne wurde 2010 renoviert und mit Plastiksitzen ausgestattet. Sie hat nun 272 Sitzplätze.

MFFV ASKÖ 23 U15 - Bad Sauerbrunn U15 2:8 (1:7)

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Niederösterreich, JHG Süd U15 Mädchen, 7. Runde, 6.6.2016
Anlage des Allgemeinen Turnverein Liesing, 20

Das erste und das letzte Tor des Spiel konnte die U15 des Wiener Mädchen- und FrauenfußballvereinsMFFV ASKÖ 23 erzielen, ansonsten hatten die Mädchen aus dem burgenländischen Bad Sauerbrunn in diesem Match das Sagen. Das sehenswerteste Tor, ein Heber praktisch von der Mittellinie aus, war das zweite Tor der Wienerinnen zum 2:8.
Kurios die Zusammensetzung aufgrund des bundesländerübergreifenden Mädchen-Nachwuchsfußballs: Ein Wiener Verein gegen einen burgenländischen Verein in einem vom niederösterreichischen Verband geführten Bewerb.
Der Nachwuchs des MFFV ASKÖ 23 spielt hier auf der Anlage des Allgemeinen Turnverein Liesing, andere Teams des Vereins nutzen den Platz als Trainingsanlage. Der Turnverein Liesing wurde 1885 gegründet und ist Teil des aus deutschnational-freiheitlicher Tradition kommenden Österreichischen Turnerbunds. 1946 wurden die Vereine des damaligen Deutschen Turnerbunds aufgrund der weitreichenden Verstrickung in das Nazi-Regime verboten. Der Turnverein Liesing wurde 1954 wiedergegründet. Ein Kriegerdenkmal für die „unbesiegten“ (Dolchstoßlegende) Soldaten des Ersten Weltkriegs am Gelände ziert das hakenkreuzähnliche runde Turnerbund-Wappen, das der ÖTB bis in die 1990er Jahre verwendete. Man grüsst im Verein mit „Gut Heil“ und statt einer Weihnachtsfeier gibt es eine „Julfeier“. Die Liesinger Anlage wurde 1923 und 1927 in zwei Schritten erworben. Zwei Jahre später wurde das Eckhaus erworben, in dem der Turnsaal eingerichtet ist. Der Sportplatz wurde 1982 eingeebnet und wird vom Turnverein Liesing hauptsächlich für Faustball genutzt.

Neubau Weststadion, Woche 74

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7.6.2016

Es wird und wird, das neue Weststadion. Gab es bei meinem letzten Besuch Mitte April weder einen Rasen noch Sitze, so leuchtet es nunmehr sowohl auf den Rängen als auch am Spielfeld grün. Der Rapid-Schriftzug ist auf der Osttribüne nun ebenso zu lesen wie auf der Außenfront im Südwesten. Das Balkenmuster auf den Stehplatzstufen des Block West ist fertig gemalt. Die mit den Sitzen entstehende Fortsetzung ringsum ist mit den weißen Sesseln markiert und bereits zu erahnen.
In einem Monat gibt es hier mit einem für Vereinsmitglieder zugänglichen Spiel einer Rapid-Legendenmannschaft das erste Fußballspiel und eine Woche darauf am 16. Juli das offizielle Eröffnungsspiel.

Von Sindelar bis Alaba

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Rezension


Von Sindelar bis Alaba
Die Geschichte des österreichischen Fußballs
Die Presse Geschichte, № 4 (2016)
122 S.





Die vierte Ausgabe des von der Tageszeitung Die Presse erstellten Magazins Geschichte widmet sich vor der Europameisterschaft der österreichischen Fußballgeschichte. Obwohl die Betitelung mit zwei Austrianern„Von Sindelar bis Alaba“ abschreckend wirkt, wurde das Heft in die Hand genommen. Es ist allerdings nur zum Teil eine „Geschichte des österreichischen Fußballs“. Der Großteil des Fußballgeschehens, der in den Fußballvereinen stattfindet, ist hier kein Thema. Eine „Geschichte des österreichischen Fußball-Nationalteams“ wäre passender gewesen. Fans ist ein Beitrag gewidmet, der sich nur mit „Fans des Nationalteams“ beschäftigt. Über die österreichischen Fußballvereine, ihre prägende Rolle für die Entwicklung des Fußballsports, ihre zentrale Rolle im wöchentlichen Fußballalltag, ihre Geschichte und Erfolge kann man hier nichts lesen. Sie sind am Rande vorkommendes Beiwerk.

Beeindruckend ist so, wie wenig der in der österreichischen Fußballgeschichte ja nicht ganz unprominente SK Rapid hier vorkommt. Elf Fußballern werden Portaits zuteil, davon finden sich mit Ernst Happel und Gerhard Hanappi zwei Rapidler sowie mit Andreas I. ein Renegat, hingegen doppelt so viele Austrianer. Seinen Portraitartikel über Happel beginnt Thomas Prior, warum auch immer, mit einem Loblied auf die Lilanen Stronach und Alaba. In einem weiteren Text beschreibt er Happel als Vorläufer von Pep Guardiola in seinem Konzept des Ballbesitzfußballs. Im Portrait Gerhard Hanappis wird die Kapazität des von ihm geplanten und nach seinem Tod nach ihm benannten Hanappi-Stadions mit 14.500 Plätzen angegeben. Diese Zahl ist für keine Etappe der Stadiongeschichte korrekt (nehmen wir einen Tippfehler an, in den letzten Jahren waren es 17.500). Der alte Austrianer Robert Sara wird als Außenverteidigervorläufer von David Alaba abgefeiert (wohl zu Recht, aber das ist hier nicht das Thema) und der junge Austrianer Alaba sowieso. Hans Krankl findet nicht als Rapidler sondern in den Texten über Córdoba '78 ein wenig Erwähnung. Aber, Ehre, wem Ehre gebührt, auch Andi Herzog bekommt seine Seiten. Als Rekordteamspieler und Legionär.
In der Rubrik „Zu Unrecht Vergessen“ kommen einige weitere Rapidler vor, wobei der Name Rudi Flögels falsch geschrieben wurde.

„Die Grundfragen aller Fußballhistorie kann nur die große Erzählung beantworten.“ schreibt Johann Skocek in seinem einführenden Essay und beginnt damit bei den Anfängen des Vereinswesen, lange vor Sportvereinen. Mit der Frage „wie kommt der Nationalismus in den Fußball, wieso gibt es überhaupt ein Nationalteam und nicht bloß Vereine“ stellt Skocek eine wichtige Frage. Seine Antwort „Der internationale Fußball übt ein völkerverbindendes Mandat, das sich von den Fesseln und Zyklen der Politik emanzipiert hat.“überzeugt nicht angesichts der Hochfeste an nationalen Überlegenheitsgefühlen und zum Teil auch gewalttätigen Hass auf andere, der bei Länderspielen in ganz Europa und anderswo allerorts immer wieder zum Vorschein kommt. Im Unterschied zu Rivalitäten im Vereinsfußball steht dies in Verbindung und Rückwirkung mit nationalistischer Politik und ihren staatlichen Ausformungen. Länderspiele und Nationalmannschaften dienen der nationalen Abgrenzung, Selbstvergewisserung und Identitätskonstruktion. Oliver Pink beschreibt im Heft die WM 1954 als ersten großen Schritt zur österreichischen Nationswerdung.

Die einst große Rivalität zwischen Österreich und Ungarn wird beleuchtet. Ein fußballerischer Sieg galt als Triumph über den aus politischen Gründen als Unterdrücker oder arroganten Nachbar nationalistisch verschrienen Nachbar. Dass 1985 bei einem Länderspiel in Hütteldorf die in Zeiten des Eisernen Vorhangs bemerkenswerten 5.000 ungarischen Fans „Hier regiert Hungaria“ skandiert hätten, wie Jürgen Streihammer schreibt, wage ich zu bezweifeln. Es war mit großer Wahrscheinlichkeit der traditionelle ungarische Anfeuerungsruf „Ria Ria Hungária“.

Weitere Artikel beschreiben zusammenfassend die Urzeit des Fußballs in Österreich bzw. in Graz und Wien in den 1890ern Jahren, natürlich das Wunderteam oder die jüdischen Kicker und Funktionäre, die Wien in der Zwischenkriegszeit zur Fußballhauptstadt Kontinentaleuropas gemacht hatten. Inszenierung von Fußballspielen als medial vermittelte Events wird ebenfalls beleuchtet, von Radioübertragungen in Kaffeehäusern einst und „Public Viewings“ heute, wo die fußballuninteressiertesten Menschen Party feiern, bis hin zu den inszenierten Nationalhelden wie Schirennläufern oder Autorennfahrern. Themen sind auch Gijón, die Färöer, die 98er Nationalmannschaft, die Team-Goalies, die Team-Chefs etc.

Über die dunkle Episode im Leben des größten Kickers der Wiener Austria, des „Papierenen“ Matthias Sindelar, schreibt Johann Skocek „Manche Historiker meinen, Sindelar habe sich in der Manier eines Opportunisten einen arisierten Betrieb unter den Nagel gerissen. Andere versichern, Sindelar habe (dem Kaffeehausbesitzer, Anm.) Drill einen anständigen Kaufpreis bezahlt.“Übertüncht wird dabei in „He-Said-She-Said-Journalism“, dass die einen auf Basis von Dokumenten und die anderen mit tradiertem Hörensagen argumentieren. In der allerdings ohnehin schon zu Tode gekauten Debatte herrscht dabei ja oft ein Missverständnis vor: Um die Zwangslage der Jüdinnen und Juden auszunutzen und sie zu berauben, musste man kein Nazi sein. Das machten Österreicherinnen und Österreicher auch so.

Interessante Lektüre sind die Texte über das Rekordspiel im Wiener Praterstadion, einem Länderspiel Österreichs gegen Spanien (3:0) vor 90.726 Zuschauerinnen und Zuschauern oder den Frauenfußball samt seinen Hindernissen im 20.Jh. und den Vorurteilen, die ihn begleiten. „Für Frauen ist Fußball nicht nur das Spiel zweier Mannschaften mit einem Ball, sondern seit jeher auch ein Kampf um Anerkennung auf- und abseits des Platzes.“ schreibt Senta Wintner. 1935 verbot die FIFA den Frauenfußball und untersagte die Nutzung von Vereinssportplätzen durch Frauen. Noch in den 1950er Jahren verhängte der ÖFB gegen Vereine, auf deren Plätzen Frauen Fußball gespielt hatten, die Streichung von Toto-Geldern und empfindliche Geldstrafen. 1972/73 veranstaltete der Wiener Fußballverband erstmals seit den 1930er Jahren wieder eine Meisterschaft für Frauen, berichtet Wintner. Für die soziale Distinktion des Presse-Publikums relevant ist Ulrike Weisers „Wegbeschreibung“, wie der proletarische Fußball − schlechte Gesellschaft! − „auch in die bürgerlichen Wohnzimmer einzog.“

Wiener Neustadt Frauen - Sturm Graz Frauen II 0:5 (0:1)

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Frauen 2. Liga Ost/Süd, 19. Runde, 8.6.2016
Sportanlage Neuklosterwiese, 30

Trotz des ebenen Platzes fand das Match auf schiefer Ebene statt und spielte sich praktisch ausschließlich in der Wiener Neustädter Hälfte ab. Die Wiener Neustädterinnen verteidigten so gut sie konnten, Offensivakzente waren aber kaum drinnen, sodass die zweiten Frauen von Sturm Graz mehr als verdient gewannen.
Es war eine − milde ausgedrückt − harte Saison für die Wiener Neustädter Frauen. Sie beenden die Saison mit diesem Nachtragsspiel nun bei 21 Niederlagen in 21 Spielen, null Punkten und einem Torverhältnis von 8:194. Das Spiel der 22. Runde wurde abgebrochen, als die Spielerinnenanzahl unter die Mindestanzahl rutschte.
Das Frauenteam des SC Wiener Neustadt wurde 2012 als Spielgemeinschaft mit Gloggnitz gegründet und spielt seither in der 2. Liga Ost/Süd.
Die städtische Sportanlage Neuklosterwiese wurde 1938 in Wiener Neustadt errichtet. 2008 wurde sie als Trainings- und Spielstätte für die Jugendmannschaften des als Spielzeug Frank Stronachs durch Lizenzkauf und Lizenzverschieberei als FC Magna gegründeten SC Wiener Neustadt adaptiert. In dieser Saison spielten auch die Frauen hier.



Das 1444 gegründete ehemalige Stift Neukloster in Wiener Neustadt, von dem die Neuklosterwiese ihren Namen hat. 1881 gab das Neukloster seine Selbständigkeit auf und vereinigte sich mit dem Stift Heiligenkreuz.

Zeitspiel 4

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Rezension


Zeitspiel
Magazin für Fußball-Zeitgeschichte
#04 (II/2016)
98 S.





Dem Land Frankreich ist der 44-seitige Schwerpunkt des Hefts gewidmet, der fast die Hälfte der Ausgabe ausmacht. In mittlerweile schon gewohnt ausgezeichneter, tiefgehender und thematisch umfangreicher Manier erfährt man viel über die Geschichte des Fußballs ins Frankreich. Besonders aufmerksam studiert wurden die beiden Seiten, in denen das Fußballland Frankreich in Kurzportraits von fünfzig Städten präsentiert wird, die den französischen Fußball seit den 1890er Jahren geprägt haben (alles mögliche Reiseziele). Viel interessantes Neues lassen aber auch die Artikel zur Entwicklung der Fankultur in Frankreich erfahren, oder jene über die Legenden Stade Reims und AS Saint-Étienne, den geschichtslosen Pariser Fußball „in einem Land, das sich mit Hingabe der Vergangengheit rühmt und als ausgesprochen geschichtsbewusst gilt“, wo von den drei Profivereinen der Île-de-France neben dem erst 1970 gegründeten PSG Red Star, Paris FC und US Créteil „nur Red Star eine Verbindung zur Pionierzeit des Fußballs“ hat, sowie die Fußballregionen Marseille, die Bretagne, Korsika, den Norden und den Osten.

Weiters gibt es im Heft etwas über die Stuttgarter Kickers oder Waldhof Mannheim sowie eine Reportage über Fußball in Nordkorea, samt Interview mit einem Groundhopper, der eine der geführten Reisen dort unternommen hat, und einem Inserat desjenigen staatlichen Reiseanbieters, der Groundhoppingtouren für Länderpunktsammler zur Deviseneinnahme für die Diktatur verkauft.

In der Rubrik Klubs in der Krise wird über diverse finanzielle Pleiten und Krisen in Deutschland und Europa rapportiert. Zum Eintrag über Recreativo de Huelva durfte ich ein Bild aus dem Stadion beisteuern.

St. Leonhard am Hornerwald - Pleissing/Waschbach 6:2 (2:2)

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Niederösterreich, 3. Klasse Region Hornerwald, 25. Runde, 10.6.2016
Hans-Ankerl-Arena, 120

Als Meister bereits feststehend rief St. Leonhard zur Meisterfeier beim letzten Saisonspiel. Die Spieler und jeder, der wollte oder nicht schnell genug flüchten konnte, bekam die Haare geschoren und eine blauweiße „Meisterfrisur“ zur Feier des Tages verpasst. Meisterleiberln gingen weg wie die warmen Semmeln, sodass schließlich ein Gutteil des Publikums damit bekleidet war. Das Spiel wurde mit dem hundertsten Saisontor eröffnet, war aber eigentlich Nebensache und wurde torreich absolviert bis dann mit überpünktlichem Schlusspfiff das Feiern der Mannschaft begann.
Der USV St. Leonhard am Hornerwald wurde 1979 in der gleichnamigen Waldviertler Gemeinde gegründet. Nach 16 Jahren in der Hobbyliga Union Nord-Mitte spielt man seit 1995 in der 3. Klasse Hornerwald. Diese dritte Klasse gewann man heuer bereits zum siebenten Mal, aufsteigen wollte man allerdings bislang nie.
Der Sportanlage wurde 2009 neueröffnet und ist nach einem langjährigen Obmann benannt. Das Klubhaus wurde bereits 2005 nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellt. Der alte Sportplatz erfüllte allerdings nicht die Mindestgrößenanforderung, sodass er samt Tribüne und Flutlicht zwischen 2007 und 2009 neu errichtet wurde.

Schwarzenau - Groß-Siegharts 3:2 (0:2)

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Niederösterreich, 2. Klasse Waldviertel Thayatal, 22. Runde, 11.6.2016
Sportplatz Schwarzenau, 100

Während Meister Schwarzenau in der ersten Halbzeit nicht viel gelang und die Gäste aus Groß-Siegharts, mit dem Sohn von Rapid-Tausendsassa Andy Marek an der Außenbahn, verdient in Führung lagen, drehten die Schwarzenauer das Match in der zweiten Hälfte dann doch noch. Einem ausgelassenen Feiern nach Medaillen- und Pokalübergabe stand nichts im Weg.
Vor dem Spiel verabschiedete Schwarzenau Zdeno Štrba. Der dreimalige slowakische Meister und Cupsieger mit Žilina und ehemalige slowakische Teamspieler (u.a. bei der WM 2010) hatte hier diese Saison gespielt.
Der Eisenbahn-Sport-Verein Schwarzenau wurde 1946 als Nachfolgeverein der vormaligen Reichsbahn-Sportgemeinschaft der Nazizeit in der Waldviertler Eisenbahngemeinde Schwarzenau gegründet. Die beste Zeit waren die Jahre von 1956 bis 1960, als der ESV Schwarzenau in der 2. Liga Waldviertel spielte, der damals zweithöchsten Spielklasse Niederösterreichs. Im letzten Jahrzehnt pendelte man zwischen 1. und 2. Klasse.
Die Sportanlage wurde 2009 eröffnet nachdem der alte Sportplatz aus Hochwasserschutzgründen aufgelassen wurde.
Vor dem Spiel wurde Schwarzenau besichtigt.

Kirchschlag - Rapottenstein 0:1 (0:1)

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Niederösterreich, 2. Klasse Waldviertel Süd, 25. Runde, 11.6.2016
Sportplatz Kirchschlag, 200

Auch wenn Kirchschlag bereits Meister war, wurde das Match gegen Rapottenstein im Kampf ums Prestige von beiden Seiten mit vollem Einsatz gespielt. Am Schluss jubelten beide mit ihrem jeweiligen Anhang: Die Rapottensteiner über den Sieg und Kirchschlag feierte trotz erster Niederlage den Meistertitel und die Pokalübergabe. Zum Abschluss gab es ein Feuerwerk.
Neben dem Meisterpokal gab es für den Verein auch eine Urkunde des Fußballverbands aus Anlass des 30-jährigen Vereinsjubiläums.
Der USV Kirchschlag wurde 1986 gegründet. Zuvor hatte es hier bereits einen privat organisierten Dorfverein namens SC Scheib gegeben. Nachdem die Waldviertler Gemeinde Kirchschlag zur Marktgemeinde ernannt wurde, wurde die Sportanlage errichtet und der Fußballverein gegründet. 1986 begann man mit einer Jugendmannschaft, 1988 startete die erste Kampfmannschaft in der Meisterschaft. Größter Erfolg war bislang eine Saison in der 1. Klasse 2001/02 gewesen.
Die Sportanlage wurde 1989 und 2001 in zwei Bauabschnitten eröffnet. Zuletzt wurde 2014 das Klubhaus groß ausgebaut.

Ziersdorf - Droß 1:2 (0:0)

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Niederösterreich, 1. Klasse Nordwest-Mitte, 25. Runde, 12.6.2016
Neue Sportanlage Ziersdorf, 100

Als die als Tabellenletzter bereits abgestiegenen Ziersdorfer nach siebzig torlosen Minuten per Elfmeter 1:0 in Führung gingen, hatten sie gute Chancen, sich zumindest mit einem Heimsieg aus der 1. Klasse zu verabschieden. Doch die Gäste aus Droß glichen nicht nur wenige Minuten darauf aus, sondern gewannen mit einem weiteren Tor in der Nachspielzeit noch das Match und schlossen damit die Saison als Viertletzter ab.
Der SV Ziersdorf wurde 1922 gegründet. Die besten Jahre erlebte der Verein von 1974 bis 1980, als man in der 1. Landesliga spielte.
Die Neue Sportanlage wird seit Herbst 2012 bespielt, offiziell eröffnet wurde sie aber erst im Frühjahr 2013.

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